Marcus Zanatta wuchs in Güstrow auf und schuf seine eigene Werbeagentur in Berlin. Nun möchte er seiner Heimatstadt etwas zurückgeben.

Es ist eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte, die der gebürtige Güstrower Marcus Zanatta vorweisen kann. Von der Ausbildung zur Bundeswehr, über viele Zwischenstationen mit unterschiedlichen Jobs führte sein Weg bis an die Spitze seiner eigenen Werbeagentur, der Zanatta Media Group. Seiner Heimatstadt Güstrow ist er dennoch treu geblieben und möchte ihr auch etwas zurückgeben.

Angefangen hat alles 1978 in Güstrow. „Ich bin auf das damalige Gymnasium am Distelberg gegangen, habe danach aber erst einmal keine Ausbildung gefunden, meine Schulnoten waren nicht gut genug“, erinnert sich Zanatta, der damals noch Garbe hieß. Nach langer Suche ließ er sich in München zum Groß- und Außenhandelskaufmann ausbilden. 

Wehrdienst, Versicherungen und Obdachlosigkeit

Danach folgte der Wehrdienst. „Bis 2001 war ich dann vier Jahre, teils in Auslandseinsätzen in Bosnien-Herzegowina, im Einsatz“, sagt Zanatta. Nach der Rückkehr folgten weitere Jobs, unter anderem bei Pro 7 und Sat 1, auch eine erste Selbstständigkeit als Versicherungsverkäufer. „Zwischenzeitlich war ich leider auch einmal obdach- und arbeitslos, das hat mich sehr geprägt“, so Zanatta. „Irgendwann war mir klar, ich muss mein eigenes Unternehmen gründen, sonst komme ich nicht weiter“, erklärt der nun 46-Jährige.

2008 gründete er dann die Zanatta Media Group mit Sitz in Berlin. „Wir befassen uns mit dem Personalmarketing und zielorientierter Werbung, für kleine und große Unternehmen, Städte oder auch ganze Regionen“, so der Geschäftsführer. Braucht ein Unternehmen zum Beispiel neue Mitarbeiter oder mehr Kunden, werden durch seine Agentur spezielle Personas entwickelt. Dabei kommt auch künstliche Intelligenz zum Einsatz.

Werbung individuell auf den Einzelnen abgestimmt

„Wir untersuchen Gewohnheiten, Nutzungszeiten und -räume und analysieren die Interessen der Nutzer“, sagt Zanatta. Die daraus entstehenden Personas werden genutzt, um Werbung für ein Unternehmen ganz individuell und spezifisch zugeschnitten präsentieren zu können. Mit Erfolg: Viermal wurde die Agentur bereits durch die britische Tageszeitung Financial Times zu einer des 1000 am schnellsten wachsenden Unternehmen in Europa gekürt. „Sechs mal waren wir unter den Wachstumschampions, diese Auszeichnung wird von Statista und Focus herausgegeben“, so Zanatta.

Aus dieser Erfahrung heraus möchte Marcus Zanatta seiner Heimatstadt etwas zurückgeben. „Ich liebe Güstrow, verbinde meine Kindheit mit der Stadt, dem Inselsee, der Oase und dem Schloss“, sagt er. Wenn er mit seinem Sohn die Stadt zum Einkaufen besucht, fällt ihm jedoch der Leerstand auf, der ihm Sorgen bereitet.

Tipps für Güstrower Händler

„Wichtig für die Güstrower Unternehmer ist aus meiner Sicht, genau zu wissen, wer die Zielgruppen sind, welche Kunden ich mit meinen Produkten in das Geschäft locke“, so Zanatta. Sichtbarkeit des Sortiments, Freundlichkeit und Willkommenskultur im Geschäft zählt er als weitere wichtige Faktoren auf.

„Der Kunde sollte immer einen kleinen Vorteil davon haben, nicht nur online einzukaufen, sondern extra in die Innenstadt zum Shoppen zu kommen“, erklärt er. Digitale Werbung sei gegenwärtig sehr günstig und könne sehr zielgenau ausgespielt werden – „da muss man sich ein wenig ausprobieren, was sich lohnen könnte“, so Zanatta.

Ein Handbuch für die Geschäfte?

Auch die Stadt müsse sich auf die Kunden einstellen, sagt der Werbeagentur-Chef. „Güstrow muss ein Ort werden, der Einkaufserlebnisse bringt. Ich stelle mir einen digitalen Cityguide, ein Handbuch vor, das genau zeigt, wo etwas verkauft wird, welche Produkte ich wo finde“, sagt Zanatta. Die Kunden müssen wissen, wo sie die gesuchte Ware kaufen können. „Mit dem Guide könnte dann der Einkaufsbummel geplant und direkt mit einem Restaurantbesuch oder ähnlichem verbunden werden“, erklärt er. Er hofft, dass die Stadt und die Einkaufsmeilen wieder aufblühen.

Dieser Artikel erschien zuerst am 19.04.2024 im Nordkurier, Autor: Toni Cebulla.